Chronik

Die Geschichte der Lentinger SPD geht gewiß zurück bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch vorher in der Weimarer Republik gab es natürlich Sozialdemokraten in der Gemeinde. Die Kenntnis darüber und Namen stammen aus der Überlieferung, Dokumente gibt es nicht.

Eine "organisierte" Partei mit Vorstand und allem was dazugehört, existiert nach dem Zweiten Weltkrieg auch noch nicht. Aber es gibt die Sozialdemokraten, Michael Stocker heißt ihr Wortführer im ersten Gemeinderat nach 1945. Gebildet ist das Gremium mit fünf Sitzen nicht durch Wahl, sondern eingesetzt von den amerikanischen Besatzungsbehörden. An der Spitze der ebenfalls "berufene" Landwirt Josef Seitz.

Nach den ersten demokratischen Wahlen 1948 hat der Gemeinderat 10 Mitglieder, mit Michael Stocker und Otto Seitz von der SPD; Stocker wird 2. Bürgermeister. Drei Mandate auch 1952 für die Sozialdemokraten, Otto Seitz ist 2. Bürgermeister. Da ist aber noch einer hineingekommen, von dem ein regelrechter Schub ausgeht: Franz Binder.

In den folgenden fünf Jahren hat er mit einer kleinen Schar den Boden für eine kommunalpolitische Sensation vorbereitet. Binder gewinnt 1956 die Bürgermeisterwahl, in den Gemeinderat kommen fünf Bewerber von der SPD, vier von ihnen über eine parteiverbundene, als unabhängig eingereichte Liste.

Der Donaukurier berichtet unter der Überschrift: "Nur ein alter Hase blieb übrig". Tatsächlich wird von den zehn amtierenden Gemeinderäten (samt Bürgermeister) nur ein einziger wiedergewählt. So was hat es noch nie gegeben. Die SPD mit Binder auf dem Vormarsch, das wird in Lenting zur Selbstverständlichkeit. 1960 stellt sie sechs Gemeinderäte plus einen über eine parteilose Liste, 1972 folgt der absolute Höhepunkt: Der Gemeinderat hat nun 16 Sitze, auf 9 dieser Plätze sind SPD-Gemeinderäte: Hans Greis, Josef Fürsich, Georg Bauernfeind, Anneliese Karl, Alfred Rigler, Franz Krammel, Ludwig Karg, Johann Götzenberger, Franz-Xaver Wittmann.

Auch in den folgenden Wahlperioden haben die Sozialdemokraten mit sechs bis acht Mandaten jeweils eine starke, zeitweise die stärkste Fraktion. Mit Franz Binder von 1956 bis 1978, Ludwig Wittmann von 1994 bis 2012 und Christian Tauer seit 2012 stellt die SPD insgesamt über 40 Jahre den gewählten Bürgermeister von Lenting.

50 Jahre SPD Lenting - 1955 bis 2005

50 Jahre Rückschau — da trifft man in Lenting auf inzwischen historische Ereignisse wie die Hochwasserbeseitigung, die vielen Schulbauten, Siedlungserschließungen, Straßenbauten, Gewerbeansiedlungen und so weiter. Bei gewissen Gelegenheiten, meist sind es Jubiläen, beurteilt auch eine Partei mit dem zeitlichen Abstand gerne, wie sich diese Gemeinde so entwickelt hat, wie Entscheidungen nachgewirkt haben.

Beispiele gibt es im Übermaß, alle können natürlich nicht aufgezählt werden. Eine kleine Auswahl: In den 60er Jahren beginnen das Öl und die Steuern nach Lenting zu fließen. Bekanntlich drehte da ein SPD-Bürgermeister namens Binder den Hahn auf. Auf Jahrzehnte im Tal der Tränen folgen die Steuern der TAL (Transalpine Oelleitung). Dazu fiel den Lentingern gar ein, ein Schwimmbad könne man sich jetzt doch leisten, da draußen im Gstocket.

Im Lauf einer Versammlungsdiskussion bei der SPD am 19.12.1965 rückt man davon ab. Was da so im Busch ist, zählt der langjährige SPD-Ortsvereinsvorsitzende Josef Fürsich auf: Fertigstellung neuer Friedhof, weitere Schulgebäude, Fortführung Straßenbau, Schwimmbad, Mittelpunktschule und Autobahnanschluß. Beim Thema Schwimmbad bremst Bürgermeister Binder ab, nein, erst muß die nächste Schulerweiterung her.

Öllager und Mittelschule

Das "Öllager" kommt nach Lenting, ist im Donaukurier vom 08.08.1965 zu lesen. Im Gespräch auch die sogenannte "Ölstraße" von der Esso zur Autobahn bei Lenting. Deren umgehende Planung fordert die SPD Lenting. Auch mehr als vierzig Jahre danach ist man mit dem Planen dieser immer dringender werdenden Umgehung beschäftigt. Ein plötzlich aufgetauchtes "Biotop" verzögert den Bau um mehrere Jahre – Ausgang weiter ungewiß.

Wie sich Dinge wiederholen. In der Tat ist Lenting laut Zeitungsbericht vom 06.02.1965 als Standort einer Mittelschule (Realschule) für den Norden des Landkreises Ingolstadt im Gespräch. Wegen seiner günstigen Lage, hieß es. Der Plan verläuft im Sande, gebaut wird im Süden in Manching. Fast vierzig Jahre später einigen sich der Landkreis und die Gemeinden Kösching und Lenting nach langem Gezerre, auf Köschinger Grund eine Realschule zu errichten – 2006 wird der Bau der Realschule Kösching-Lenting eröffnet, ein Erweiterungsbau wurde bereits nach nicht einmal einem Schuljahr in Betracht gezogen und nach einem weiteren Jahr Bauzeit realisiert.

Im SPD-Programm von 1965 steht ein halbes Dutzend geselliger Veranstaltungen, aber auch politisch wird agitiert, in Versammlungen mit viel Diskussionen. Beispielsweise wieder und wieder über den dringend nötigen Autobahnanschluß, der die Politiker im Norden von Ingolstadt über viele Jahre hinweg beschäftigt. Politiker werden zitiert: "Industrieller Stillstand im Nord-Landkreis Ingolstadt wegen fehlender Autobahn-Ausfahrt" steht im Donaukurer.

BAB-Ausfahrt gefordert

Am 31.01.1969 verlangt die SPD in einer Versammlung mit 150 Teilnehmern (!) im Lukassaal von ihrem Landtagsabgeordneten Hans Höllrigl, wegen der Autobahnzufahrt in München vorstellig zu werden. 1976 wird schließlich der Autobahnanschluß Lenting fertiggestellt. Gefordert wird auch die Senkung der Anliegerbeiträge zum Ortsstraßenausbau. Eine günstigere Regelung wird vorgeschlagen.

Nach der Landkreisreform von 1972 mit der Auflösung des Landkreises Ingolstadt und der ungeliebten Bildung eines Landkreises Eichstätt bis zur Stadtgrenze von Ingolstadt steht auch eine Gemeindereform ins Haus. Bereits am 29.09.1973 informiert Md L Hans Höllrigl in Lenting über diese Maßnahme. Geplant seien größere Einheitsgemeinden und Verwaltungsgemeinschaften. Die VG sei bei uns nur eine Übergangslösung. Recht hatte der Mann.

Verwaltungsgemeinschaft wieder aufgelöst

In Lenting ist die Verwaltungsgemeinschaft wenigstens Ansporn zum Bau eines neuen Rathauses. Aber von der 1978 per Gesetz gegründeten VG Lenting verabschieden sich so nach und nach Wettstetten, Stammham und Hepberg. Alle Beteiligten freuen sich darüber. Die SPD-Ortsvereine Lenting, Hepberg und Stammham hatten schon 1973 diese Art Verwaltungsreform abgelehnt. Aber niemand hörte auf sie.

Nicht direkt Freude, aber ein bißchen Schmunzeln darf sein, weil's grad paßt: Am 12.01.1980 lehnt die SPD im Gemeinderat ein Frühlingsfest als "Konkurrenz" zum Jura-Herbstfest ab. Setzt sich mit 9:7 noch durch, wird 1981 aber niedergestimmt. 24 Jahre später wird das Frühlingsfest schließlich wieder zu Fall gebracht. Im Jahr 2008 schließlich die Entscheidung: Das Jura-Herbstfest braucht "neuen Schwung", sonst droht auch dessen Absetzung. Mit einem neuen Festwirt knüpft das Lentinger Jurafest im Jahr 2009 schließlich wieder an alte Zeiten an: Volles Zelt, gute Stimmung, beste Kritiken.

 

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