Nach dem Fisch wurde politisch nachgewürzt

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Wo andernorts ein Schnapserl ein gutes Essen abschließt, folgten dem Fischessen beim Politischen Aschermittwoch der Lentinger SPD scharfzüngige "Plaudereien aus dem Nähkästchen eines Bürgermeisters" aus dem Mund von Ludwig Wittmann. Zunächst Medien- und Kapitalimuskritik übend, kehrte der Lentinger Bürgermeister schnell zur Lokalpolitik zurück, die er den anwesenden Gästen im vollbesetzten Café Stadtblick rückblickend präsentierte.

Lenting stagniert in den Einwohnerzahlen, was -so Wittmann- auf rückläufige Geburtenzahlen zurückzuführen sei. Während Lenting, bedingt durch diesen Geburtenrückgang, inzwischen mit einer Kindergartengruppe weniger auskomme, gibt es nun auch eine Kinderkrippe, in der auch unter 2 1/2 jährige Kinder untergebracht werden können. Aber 1,6 Geburten je Einwohner reichten halt nicht, es müßten schon mindestens 2,1 sein, um die Einwohnerzahl zu halten - Heiterkeit beim Publikum, wer denn schon sein Soll erfüllt habe oder noch im Rückstand sei.
Auch durch Zuwanderung, welche sich insbesondere im Bereich der ehemaligen Auto-Union-Siedlung bemerkbar mache, werde der Rückgang der Einwohnerzahlen nicht kompensiert, wobei dieses Thema Wittmann zufolge einmal einer eigenen Betrachtung, jenseits von Polemik, wert sei.

Applaus erhielt Wittmann für seinen finanzpolitischen Rückblick und die Tatsache, daß die Gemeinde seit 1994 keine neuen Schulden mehr habe aufnehmen müssen und seither die Pro-Kopf-Verschuldung auf aktuell 88 Euro abgebaut wurde. Auch mit seinen Rücklagen von 2,5 Millionen Euro und jährlichen Zinserträgen von rund 140.000 Euro stehe Lenting noch gut da, bestätigte auch der Ingolstädter Stadtrat Dr. Manfred Schuhmann.

Einen breiten Rahmen in Wittmanns Rede nahmen die im letzten Jahr getätigten Investitionen der Gemeinde in die Verkehrsinfrastruktur ein. Neben der Sanierung der Straße Am Schanzl und der Wettstettener Straße folgten Rückblicke und Einblicke über die Errichtung des regionalen Radwanderweges in Richtung Altmannstein, des Geh- und Radweges zur Realschule sowie den Stand der Umgehung Lenting-Kösching.

Besonders die Tatsache, daß das im Planungsverfahren plötzlich vorhandene Biotop, das nun eine geänderte Trassenführung und damit Verzögerungen von inzwischen bereits eineinhalb Jahren zur Folge hat, ein vom Freistaat Bayern hausgemachtes Problem sei, brachte Wittmann in Rage. Man müsse halt, wenn eine Biotopkartierung ansteht, die Brachflächen mähen, dann könne auch kein Biotop gefunden werden.

Verärgerung auch beim Bürgermeister über die Uneinigkeit über die weitere Einstufung der Bahnhofstraße nach Fertigstellung der Umgehung als Kreis- oder Ortsstraße. Auch wenn sich einem Verkehrsguthaben zufolge für die Bahnhofstraße eine Entlastung um rund ein Drittel ergeben würde, verblieben noch immer rund 8.500 Fahrzeuge pro Tag. "Das ist für mich keine Ortsstraße!", so Wittmanns Appell auch in Richtung der Lentinger Bürgerinitiative und der anwesenden Köschinger Gemeinderäte.

Auch Wettstettens stellvertretender Bürgermeister Anton Katarzynski wurde von Wittmann mit der -einmalig in Bayern- halbseitig gesperrten Auffahrt zum Autobahnzubringer konfrontiert, von dem man in München offenbar erst durch die Intervention des Lentinger Bürgermeisters erfahren habe. Da sollte nachgebessert werden, am besten durch eine kreuzungsfreie Lösung, da auch Lenting von den durch die Sperrung veränderten Verkehrsströmen betroffen sei.

"Nachhilfe" auch in Richtung Wettstetten in Sachen Wasserversorgung: Während man dort alleine für den Kubikmeter einen Bereitstellungspreis von 1,30 Euro an die Stadt Ingolstadt zahle, könne Lenting dank eigener Quellen weitaus günstigere Endverbrauchspreise anbieten, wobei die Investitionen in die Infrastruktur inzwischen einen kritischen Bereich erreichten. Den Wasserpreis erhöhen wolle Wittmann jedoch nicht; allerdings sollten in der Haushaltsberatung, die für die nächste Gemeinderatssitzung am 6. März angesetzt ist, der finanzielle Rahmen eingehalten, besser der Gürtel etwas enger geschnallt werden.

Der Rede Wittmanns schloß sich jene von "Bruder Barnabas", auch dieses Jahr wieder dargestellt von Dr. Manfred Schuhmann, an. Thema diesmal nicht ein landes- oder bundespolitischer Rückblick, sondern - Oh Zeiten, oh Sitten - der Niedergang von Edmund Stoiber als bayerischer Landesfürst. Während man zu Strauß' Zeiten wohl noch verhaftet worden wäre, hätte man diese Art von Meuchelmord versucht zu begehen, scheinen sich in der CSU die Sitten geändert zu haben. "Kettenhund Huber" und "dieser Franke da" (Beckstein) hätten zu Kreuth den "Problembär Stoibar" ausrangiert und die Posten unter sich aufgeteilt.

"In keiner Partei, nicht bei den Sozis, den Grünen oder gar Kommunisten, hat es so einen deprimierenden Umgang miteinander gegeben." wurde Theo Waigel zitiert, der seinerzeit selbst einen derartigen Umgang erleben durfte. Und ein Rücktritt über neun Monate gleiche doch ziemlich genau einer anderen Schwangerschaft, ohne daß dieser spitzen Andeutung eine Namensnennung folgte.

 
 

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